Haim Omer, Philip Streit: Neue Autorität. Das Geheimnis starker Eltern

Vandenhoeck & Ruprecht, 22019, 145 S., 15,00 EUR

Chaos im Kinderzimmer, Herausforderung Trotzalter, endlose Konflikte um E-Medienzeiten, Mithilfe im Haushalt, Thema Schule, Einfluss der Peergroup…

Elternschaft in Erziehungsverantwortung ist noch nie einfach gewesen. Dennoch waren die Einflüsse und Reize, denen Kinder heute ausgesetzt sind, noch nie so problematisch, zahlreich und so offen zugänglich – sie liegen dem (älteren) Nachwuchs quasi in der flachen Hand.

In der Abgrenzung zu früheren Generationen, in denen Erziehung durch Macht, Angst und Strafen geprägt war, wollen Eltern heute vieles anders machen. Sie möchten dem Recht der Kinder auf eine gewaltfreie Erziehung gerecht werden und erfahren dabei immer wieder eine Hilflosigkeit in eskalierenden Situationen, in denen die Kinder ihre Grenzen austesten.

„Wie gelingt eine Begleitung der Kinder ins Leben, die einerseits klare Orientierung bietet UND sich an der Gewaltlosigkeit von Gandhi orientiert?“ Diese Frage treibt den israelischen Psychologen Haim Omer seit gut dreißig Jahren um und er hat dazu ein Konzept der „Erziehung in Beziehung“ entwickelt oder „Wie können Eltern ihren Kindern ein guter Anker sein?“.

Zusammen mit Philip Streit (u.a. Leiter des Institutes für Kind, Jugend und Familie in Graz) wurde dieser Eltern- und Erziehungsratgeber entwickelt. Darin werden die Eckpfeiler des Ansatzes (Struktur, Präsenz und Wachsame Sorge, Selbstkontrolle und Deeskalation, Unterstützung und Transparenz sowie Beharrlichkeit) kompakt und sehr verständlich vorstellt. Die Wirksamkeit wird in vielen praktischen Beispielen aufgezeigt: starke Eltern, starke Kinder, offene Kommunikation und ein intensives positives Familienmiteinander.

Für mich liegt die Stärke des Ansatzes darin begründet, dass er den Blick weg nimmt von den Reaktionen der Kinder, da aus Sicht der Autoren „Kontrolle eine Illusion“ ist. Vielmehr lenkt er den Fokus auf den Handlungsspielraum der Erziehungsverantwortlichen, den es mit authentischer Stärke statt mit Macht zu füllen gilt.

Ein sehr zu empfehlendes Buch.